Immigrations­geschichte

Auswanderung nach Brasilien seit 1824

Im Rahmen des europäischen Kolonialismus wurde im 16. Jahrhundert Brasilien eine portugiesische Kolonie und blieb dies bis 1822. In den napoleonischen Kriegen floh der portugiesische König Johann VI nach Brasilien und regierte von dort Portugal. Sein Sohn Dom Pedro I beendete aber die Abhängigkeit Brasiliens zu Portugal und erklärte am 7. September 1822 die Unabhängigkeit Brasiliens und wurde danach zum Kaiser gekrönt. Durch seine Ehe mit der österreichischen Erzherzogin Leopoldine entstand eine besondere Beziehung zu Deutschland.

In der Folgezeit entstand in dem jungen Kaiserreich ein erhöhter Bedarf an Bauern, Handwerkern und Soldaten, um das Land fortschrittlich aufzubauen und gleichzeitig nach außen zu schützen.

Zu diesem Zweck wurde Major Dr. Georg Anton von Schäffer beauftragt in Deutschland die Werbetrommel für die Auswanderung nach Brasilien zu schlagen.

Im Hunsrück und in der Pfalz befanden sich zu dieser Zeit viele Menschen in einer schwierigen wirtschaftlichen und sozialen Lage. Ermuntert und bestärkt durch die vielen versprochenen Privilegien, seitens des Kaiserehepaares, entschlossen sich viele Menschen aus Deutschland, vor allem aus dem Südwesten, und hier wiederum aus dem Hunsrück, das Wagnis einzugehen, für immer nach Brasilien auszuwandern. Das Hauptziel waren zunächst Rio Grande do Sul und Santa Catarina.

Am 25 Juli 1824 kamen schließlich die ersten Auswanderer in Sao Leopoldo an.

Zu Land und zu Wasser gelangten in den folgenden Jahren immer mehr Auswanderer aus unserer Region zu den Nordseehäfen, von wo aus es in monatelanger Segelreise nach Rio de Janeiro und danach per Küstenschiff nach Rio Grande do Sul ging. Diese Massenauswanderung nahm stetig zu und wurde mit Unterbrechungen in mehreren Wellen fortgesetzt.

Nach dem zweiten Weltkrieg entstand zunehmend eine neue Form der transatlantischen Beziehungen zwischen Brasilien und Deutschland. Auf beiden Seiten entdeckte man eine gewisse Sehnsucht nach dem Herkunftsland und ebenso nach dem Schicksal der Auswanderer.

Schon seit den 60er Jahren hatte Karl Faller begonnen Kontakte zu den Nachfahren von Hunsrücker Auswanderern zu knüpfen. In den folgenden Jahren wurden nun weitere transatlantische Beziehungen im politischen, wirtschaftlichen und sozio-kulturellen Bereich geknüpft, die bis in die Gegenwart anhalten.

Der Verein der Brasilienfreunde e. V. setzt schon seit vielen Jahren diese Kontaktpflege nach dem Motto-das kulturelle Erbe bewahren und gleichzeitig neue Wurzeln für die Zukunft schlagen-, fort. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, bestehende Kontakte mit Brasilianern zu erhalten, neue Kontakte aufzubauen, den Aufbau von kulturellen Vereinigungen in Brasilien zu unterstützen und deren Besuch in unserer Region zu organisieren bzw. Vereinigungen bei der Organisation zu unterstützen.