Vereins­geschichte

Auf den Spuren Hunsrücker Auswanderer nach Brasilien

Die ersten nachhaltigen Eindrücke und somit auch der Wunsch, Kontakte zu Nachfahren Hunsrücker Auswanderer zu halten und zu pflegen ergaben sich bereits 1974 anlässlich der Teilnahme an der Reise der Hunsrücker Brasilienreisegruppe (Hunsrücker Musikvereinigung, Volkstanzgruppe Neuerkirch-Külz und Winzertanzgruppe Oberwesel)  zur 150 Jahr Feier der Deutschen Auswanderung. Die Reise fand vom 22. Juli bis zum 09. August auf Initiative von Schwaben International, unterstützt vom Land Rheinland-Pfalz und dem Rhein-Hunsrück-Kreis statt. Leiter der Gruppe war Karl Faller, der schon mehrere Jahre Kontakte nach Brasilien unterhielt. Die Reise ging durch die Staaten Rio Grande do Sul und Santa Catarina. Höhepunkt der Reise war die Teilnahme an den Hauptfestlichkeiten in Sao Leopoldo, wo die Ankunft der ersten Auswanderer nachgespielt wurde. Die 120 Teilnehmer waren immer privat untergebracht und obwohl die Wohnverhältnisse damals noch sehr ärmlich waren, sind die Herzlichkeit und die Freude der Gastgeber über einen Besuch aus Deutschland nicht mit Worten zu beschreiben. Die täglichen Auftritte der Gruppen in immer wieder anderen Orten fanden vor restlos überfüllten Sälen statt. Viele Zuschauer nahmen dafür einen mehrstündigen Fußmarsch in Kauf.

Diese Eindrücke erweckten den Wunsch, mehr Kontakt mit den Nachfahren der Auswanderer zu pflegen. Dies war damals gar nicht so einfach — es gab weder Telefon, noch FAX und vor allem kein Internet und Briefe waren oft über Wochen unterwegs. Trotzdem haben einige Reiseteilnehmer die entstandenen Freundschaften vertieft und haben die Menschen in den nachfolgenden Jahren immer mal wieder besucht. Für Brasilianer waren Besuche der alten Heimat in diesen Jahren nicht vorstellbar.

1994 erfolgte dann erneut eine von Karl Faller organisierte Reise der Brasiliengruppe (diesmal bestehend aus der Volks- und Trachtengruppe des Hunsrückvereins Simmern, der Volkstanzgruppe Neuerkirch-Külz und den Volkstümlichen Musikanten der Kreismusikschule Simmern) statt. Karl Faller konnte an dieser Reise aus gesundheitlichen Gründen selbst nicht mehr teilnehmen. Vom 19.07. – 09.08. waren die Gruppen aus Anlass der 170 Jahr Feierlichkeiten wieder im Land unterwegs und wieder erfolgte die Unterbringung fast ausschließlich bei privaten Familien. Es ging den Menschen jetzt wesentlich besser, aber an der Herzlichkeit und Freude über unseren Besuch hatte sich nichts geändert. Aus den vielen Begegnungen und Gesprächen mit den Menschen und mit dortigen Gruppen (Tanzgruppen oder Musikgruppen) ging immer wieder der Wunsch hervor, einmal in die alte Heimat zu reisen. Adressen wurden ausgetauscht — jetzt war es auch schon etwas einfacher Kontakt aufzunehmen.

Zurück zu Hause kamen dann auch die ersten Anfragen von Gruppen, die eine Deutschlandreise planten. Für Flug- und Buskosten konnten die Gruppen selbst aufkommen, aber eine Unterbringung im Hotel hätte wohl den finanziellen Rahmen gesprengt.

Karl Faller, der bisher die meisten Kontakte und Anfragen gepflegt und bearbeitet hat, konnte dies nicht mehr. Den aktiven Teilnehmern der Brasiliengruppe war es aber sehr wichtig, dass die jetzt bestehenden Kontakte erhalten bleiben, neue Kontakte geknüpft werden, Gruppenaustausch durch organisatorische Hilfe unterstützt wird. Um dies auch weiter zu gewährleisten, wurde der Verein der Brasilienfreunde e. V. Ende 1995 gegründet. Damit wurden die Aufgaben auf eine breite Basis verteilt.

Im Jahr 1996 erfolgten dann auch die ersten Besuche von brasilianischen Gruppen — die Tanzgruppe „Freundschaftskreis aus Nova Petropolis“ und die Tanzgruppe „Liebe zum Tanz“ aus Sao Leopoldo. In 2009 war dann die Tanzgruppe „Kirchleinburg“ aus Igrejinha zu Gat bei uns. Für alle Gruppen war der Aufenthalt hier im Hunsrück der Höhepunkt Ihrer gesamten Reise. Die Tanzgruppe aus Nova Petropolis war dann in den Jahren 2011 und 2015 nochmals in Deutschland und besuchte uns für mehrere Tage. Auch die Gruppe aus Igrejinha kam 2013 wiederholt nach Deutschland und natürlich weilte auch sie einige Tage hier bei uns im Hunsrück. Alle Gruppen begeisterten das Publikum mit ihrer Vorführungen – insbesondere der Auftritt der Gruppe Freundschaftskreis aus Nova Petropolis auf der Bundesgartenschau in Koblenz bleibt  wohl unvergessen. Die Reisen dieser Gruppe wurden vom Verein der Brasilienfreunde organisiert und tlw. auch begleitet. Zu vielen Mitgliedern dieser Gruppen bestehen mittlerweile schon fast familiäre Beziehungen — so kommt es immer wieder zu Besuchen, hier oder in Nova Petropolis bzw. in Igrejinha.

Dies ist nur ein Beispiel. Viele andere Gruppen, Tanzgruppen, Chöre, Musikgruppen, waren zu Gast bei uns. Der Aufenthalt hier bei uns im Hunsrück wurde durch den Verein organisiert und die Gruppen wurden fast ausschließlich privat untergebracht. Mit ihren Auftritten zeigten alle Gruppen eindrucksvoll, dass die Deutsche Kultur, Tanz, Liedgut, Musik und Sprache in den südlichsten Staaten Brasiliens gepflegt und gelebt wird.

In den folgenden Jahren kam es immer wieder zu Besuchen, besonders oft auch von Privatpersonen — untergebracht waren alle bei Mitgliedern des Vereins. Oft konnten wir auch unseren Gästen auch bei der Suche nach ihren Wurzeln helfen.